Mit der 18. Ausgabe der Edition Longplay LPs hatte ich die Herausgabe von LPs in einer 500er Auflage beendet. LP 18 erschien im Frühjahr 2017 unter dem Titel „BROOKLYN 3“. Diese für mein Label im heute legendären Brooklyner Studio „System Two“ im April 2016 erschienene Aufnahme mit wahren Größen der New Yorker Jazzszene wie Johnathan Blake, Scott Colley, Donny McCaslin und Dave Douglas wurde zum von Fachwelt wie Plattenfreunden gefeiertem Abschluß nach Aufnahmen mit dem Duo Martin Wind und Ulf Meyer sowie den letzten Aufnahmen meines bald darauf verstorbenen Freundes Don Friedman – ein wahrhafter Meister am Piano.

 

Doch es wurde kein endgültiges Finale. Immer schon hatte ich den Wunsch gehabt, am Ende der Edition Longplay LP-Zeit den legendären Pianisten Hank Jones mit einem besonderen Konzertereignis zu ehren, welches ich zumindest mit einer Doppel – LP wieder aufleben lassen wollte. 2005 hatte Hank Jones ein Piano – Konzert gegeben, welches vielen noch heute in Erinnerung ist, denn Hank krönte seinen Auftritt mit 13 (!) Zugaben.

 

Nun also war das Ende meiner Edition Longplay – Reihe sehr plötzlich gekommen - wofür ich gute Gründe sah- (doch das ist eine andere Geschichte). Die Idee einer Hank Jones LP mußte folglich begraben werden. Doch die Idee lies mich nicht los – ebenso wie die Liebe zur Kunst und Jazzmusik weiterlebte und...wirkte. Also: Ich grübelte, wie es auch ohne die bisherigen LPs weiter gehen könne - nun aber in Zeiten immer üppiger wachsenden LP-Booms. Und ich war erfolgreich: Bald standen die wesentlichen Eckdaten für eine künftige Editionsreihe fest: Eine handgefertigte Box, in welcher ein originales Kunstwerk liegt - auf einem LP -Cover gemalt, gezeichnet, aquarelliert und darin eine LP in kleinster Auflage - einzeln geschnitten, also nicht mehr gepresst – eben mit allem meine Antwort auf den wachsenden LP-Boom. Und der Name für diese Boxen war auch schnell gefunden: ENCORE (englisch für Zugabe) solle er heißen in Anlehnung an Hank Jones 13 Zugaben - und nun auch die meine - und so stand fest: Die Encore Box 1 galt dem Solo Konzert von Hank Jones aus dem Jahre 2005 - nun auf 3 LPs. Begleitet wurde es von wunderbaren Foto-Originalen von Emra Islek, Arne Reimer uns Stefan Rother sowie Fotokunstwerken der Fotolegende Detlef Orlopp.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In den letzten Jahren sind mehr als zehn Encore Boxen erschienen, von denen die Mehrzahl früh vergriffen war.

 

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Eine besondere Erwähnung verdient die Encore Box 03 mit Zeichnungen der Freiburger Künstlerin Vivian Kahra. Ihre Arbeiten hatten mich so sehr angesprochen, daß der Gedanke aufkam, sie in einem kleinen Buch abzubilden und so dauerhaft beisammen zu wissen. Dies wurde das erste von inzwischen mehren sogenannten Künstlerbüchern. Es erschien zu einer weiteren Encore Box von Vivian Kahra (Box  06). Die LP zur Box 03 war bisher nicht veröffentlichten Stücken aus dem letzten Live - Auftritt von Don Friedman vor seinem Tod gewidmet, in welcher er gemeinsam mit Gitarrist Peter Bernstein seinen langjährigen Weggefährten Attila Zoller ehrte. Die LP zur Box 06 galt der Österreichischen Sängerin Maria Christina im Duo mit dem italienischen Gitarristen Federico Casagrande.

 

 

 

Im Oktober 2018 erschien die Encore Box 05 - eine Edition besonderer Art. Sie war dem Gedenken an den Künstler Werner Schreib gewidmet, der bis zu seinem frühen Unfalltod 1969 zu den vielbeachteten Hoffnungsträgern junger Deutscher Kunst zählte. Die Box mit 43 Originalarbeiten des Künstlers aus dem Jahr 1966 und der Gitarrenmusik des jungen Israeli Tal Arditi mit seinem Trio, der eben erst nach Berlin gezogen war und bald für waschende Aufmerksamkeit sorgte zählt für mich auch heute noch zu den besonderen Editionen überhaupt.

 

 

 

 

 

Die Encore Box 08 war einem Künstler gewidmet, der mich seit einer späten ersten Begegnung mit seinen Arbeiten begeistert hat: Henrik Eiben. Seine Wandarbeiten, Skulpturen und insbesondere seine Aquarellarbeiten fesselten mich. Zur Box mit seinen Aquarellen erschien ein weiteres Künstlerbuch und die LP war wiederum eine Besonderheit für mich. Ich hatte den Gitarristen Federico Casagrande nach seinem Berliner Konzert mit der Sängerin Maria Christina kennen gelernt und eine besondere Freundschaft mit ihm wie später mit Henrik Eiben begann. Das Ergebnis war für die Box 08 eine herrliche Soloeinspielung, der in Zukunft weitere LPs folgen werden. Im Anschluss an diese Zeilen zu Encore gibt es detaiierte Informationen zur Box 08.

 

 

 

 

Zu der Encore Box 10 aus dem Jahr 2019 erschien erneut ein Künstlerbuch, denn die Zeichnungen der Berliner Künstlerin Johanna Tiedtke, die im Garten der Dada-Künstlerin Hannah Höch entstanden sind, darf man ohne Übertreibung als singulär in der hiesigen Kunstlandschaft bezeichnen. Dazu habe ich geschrieben: „Diese Welt des Gartens war Hannah Höchs Welt der Gegenwart (in Zeiten des Dritten Reiches) vergleichbar ihren früheren dadaistischen Welten. Und Johanna Tiedtke geht diesen Spuren in ihren Zeichnungen im Garten von Hannah Höch nach. Erinnerung und Suche nach weiterwirkender künstlerischer Sprache – Spurensuche, welche in ebenso meisterlichen wie einfach und klassisch wirkenden Zeichnungen das Gartenreich von Hannah Höch zum Anlass eigener Sicht – und Lebenswelten transformiert: Große Kunst der Gegenwart.“

 

Mehr zu dieser Encore Box im Anschluss an diesen Text.

 

 

Die Encore Box 11 ist eine besondere Edition. In Erinnerung an die viel zu früh verstorbene Musikerin Barbara Buchholz enthält diese Edition eine LP mit der Musikerin Carolina Eyck. Barbara Buchholz hatte ich einige Jahre zuvor als Gast der Graz Bigband kennen und schätzen gelernt. Ihr Instrument Theremin war mir bis dahin unbekannt aber ihr Spiel fesselte mich. Es ist – wie man so sagt – ein berührungslos zu spielendes Instrument, erfunden in den 20er Jahren in den Anfangszeiten des Computers in Russland. Man greift in einem quasi imaginären „Feld“ ein auf Tonhöhen und Schwingungen. Gemeinsame Pläne für eine Edition Longplay LP wurden durch den frühen Tod von Barbara Buchholz zunichte gemacht – die Begeisterung für das so seltene Instrument Thermin blieb. Und nach einigen Jahren begegnete ich der Thermin-Spielerin Carloina Eck. Sie hatte bereits in frühen Jahren zur zumindest europaweiten Anerkennung des so selten zu hörenden Instruments beigetragen. Bereits 2015 wurde sie mit dem Echo Klassik ausgezeichnet.  Mit ihrem Programm „Elephant in Green“ hatte sie viele Bühnen in Deutschland und Europa erobert – es ist nun auch auf der Encore-LP zu erleben.

 

Selten gab es nach meinem Empfinden eine so dichte Berührung zwischen Musik und Kunst zu dieser Box. Schon früh hatte ich an die Berliner Malerin Nicola Staeglich gedacht, denn ihre Arbeiten auf transparenten Bildträgern wie Acryl oder Glas erlebte ich im verwandten Klang zur Musik auf Theremin. Um so erfreuter war ich, dass ich sie nicht nur für diese Kooperation gewinnen konnte, sondern dass sie eine mir am Herzen liegende Idee aufgriff: Sie stellte für die Box Malerei auf (transparenten) LP-Rohlingen zur Verfügung. Selten habe ich ein solch wunderbar stimmiges Zusammenwirken von Musik und Kunst in der Realisation der Encore Boxen erlebt.

 

 

 

 

 

Die Encore Box 12 erschien als letzte Edition im Jahr 2021 und auch sie bietet eine besonders stimmig wirkende Nähe zwischen Musik und Kunst. Christopher Dell gilt ohne Zweifel als der „größte Vibraphon-Techniker der europäischen Jazzgeschichte“ Mit diesem Urteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wird ein Musiker gewürdigt, der als Komponist und Instrumentalist seit Jahren für Aufsehen sorgt. Seine langjährigen Beiträge zum JazzBaltica Festival sind unvergessen, die Ausdrucksbreite seines Spiels reicht von der langjährigen Zusammenarbeit mit Wolfgang Haffner bis zur Mitwirkung im Trio von Schlagzeuger Christian Lillinger. Soeben wurde er von Kulturstaatsministerin Grütters mit dem ersten Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet.

 

Die junge Wuppertaler Malerin hatte ich erst vor kurzer Zeit kennen gelernt. Ihre Arbeiten nahmen mich sofort ein, begeisterten mich und sehr schnell sah ich sie zudem in Kontext einer Box mit Christopher Dell – eine mehr als glückliche Entscheidung, ein Zusammenklang besonderer Art. Ein Sammler der Encore Boxen schrieb dazu: „Sehr gelungen ist diese Box 12; Musik (Dell) und Kunstwerk (Schlenkhoff) sind sozusagen kongenial verwoben.

Beide Elemente Musik und Kunst stehen in Beziehung was diese Box anbelangt. Die Musik von Dell, Vibraphon Solo Improvisationen, macht das Ohr frei für Neues, klanglich zunächst und öffnet während des Hörens das visuelle Fenster zu den Bildern von Schlenkhoff; es sind geniale Kunstwerke, das wunderbare Original und die abgebildeten Werke in dem Buch „Bilder aus dem Saal 9“. Das Buch ist auch sehr schön editiert.

Die Box 12 ist für mich einer der Höhepunkte Deiner ELP-Box Editionen, eine gelungene Symbiose von Musik und Kunst.

Die signierte CD mit Dell ist ebenfalls was Besonderes, rundet das Ganze ab.“